Aufgrund eines Fehlverhaltens der Führungskräfte während der Finanzkrise 2008
entstand das verbreitete Verständnis, dass Führungskräfte ihren eigenen Interessen
nachgehen und den Fokus auf das Wohlergehen des Unternehmens und der
MitarbeiterInnen verlieren. Die Gesellschaft verlangte nach Führungskräften, deren
Taten ihren Worten entsprechen und sich an moralischen Werten orientieren. Das
Konzept der authentischen Führung besteht aus vier Kernelementen:
- Selbsterkenntnis (Leaderself-awareness):
Die eigenen Werte, Stärken, Schwächen, Ziele und die Wirkung auf andere Personen sind der Führungskraft klar.
- Ausgeglichene Informationsverarbeitung (Balancedprocessing):
Die Führungskraft hat verschiedene Informationsquellen, die analysiert werden.
Hierzu zählen auch Informationen, die mit der persönlichen Haltung nicht
kongruieren.
- Transparente Beziehungsgestaltung (Relationaltransparency):
Die Führungskraft kommuniziert ihre wahren Gedanken und Emotionen nach
außen.
- Moralische Werthaltung (Internalizedmoral perspective):
Auch wenn die Führungskraft auf Widerstand trifft, orientiert sich ihr Verhalten stets an den
internalisierten moralischen Prinzipien.
Bei Untersuchungen von Authentic Leadership wird meistens der Authentic Leadership
Questionnaire von Walumbwa et al. aus dem Jahr 2008 verwendet. Die vier Punkte
wurden beim Authentic Leadership Questionnaire (ALQ) folgendermaßen
operationalisiert:
- Selbsterkenntnis: „DieFührungskraftweiß, wann es notwendig ist, den
Standpunkt in wesentlichen Thematiken zu überdenken.“
- Ausgeglichene Informationsverarbeitung: „DieFührungskraftholt Ansichten ein,
die ihre grundlegenen Überzeugungen angreifen könnten.“
- Transparente Beziehungsgestaltung: „DieFührungskraftsagt genau, was sie
meint.“
- Moralische Werthaltung: „DieFührungskraftentscheidet aufgrund höchster
ethischer Standards.“
Authentische Führung drückt sich durch „Embodiment“, also physisch aus. Dieses Embodiment authentischer Führung beinhaltet
- die individuelle Aufmerksamkeit für die persönlichen Gefühle (vor allem in drastischen Situationen – bspw. Angst oder Mut),
- die aktive Gestaltung von Beziehungen im Umfeld (zu den anderen Personen, dem Kontext und der Situation sowie zur eigenen Person)
- emotionale Transparenz und zuletzt
- das bewusste Anwenden der Führungsrolle im Verhalten (bspw. durch Voranschreiten).
Authentische Führung fördert nicht nur die positive Einstellung zur Arbeit und das
Engagement der MitarbeiterInnen, sondern auch das Wohlergehen der
Führungskräfte.
Fundamental für die authentische Führung ist auch die persönliche Geschichte der Führungskraft.
Dadurch entstehen vier Elemente, die für die Entwicklung authentischer
Führung relevant sind:
- Die Identität derFührungskraft– zentral für das Selbstkonzept des Individuums.
- Die Kenntnis der eigenen Werte und Einstellungen (=Selbstkonzeptklarheit).
- Die Ziele stimmen mit dem Selbstkonzeptüberein.
- Das Verhalten stimmt mit dem Selbstkonzeptüberein(= selbstexpressives Verhalten).
Überdies wird eine systematische Selbstreflexion zur Stärkung der Selbstkenntnis für wichtig erachtet. Damit sollen das Selbstkonzept, das Selbstbewusstsein, die Gewichtung der Werte und Einstellungen und das eigene Verhalten reflektiert werden.